Fairplay in der Gesellschaft

 

 

Gestern hat mir ein Kollege in einem interessanten Gespräch erklärt, wieso er sich entschieden hat, ein Elektroauto zu kaufen. Er hat eine solide wirtschaftliche Kostenrechnung gemacht, und ist zur Schlussfolgerung gekommen, dass er so über 10 Jahre ca. 40‘000 CHF sparen wird. Dies liegt unter anderem daran, dass Benzin in der Schweiz mit 75% besteuert wird, und dass Elektroautos in einigen Kantonen keine Einfuhrsteuern zahlen müssen, dass teilweise die Motorfahrzeugsteuer erlassen oder Reduziert wird[1], dass der Kauf mit bis zu bis zu 5000 CHF subventioniert wird[2] und dass Ladestationen ebenfalls subventioniert werden. Die Liste geht weiter…

 

Wir sind dann von der wirtschaftlichen Betrachtung des Einzelnen auf die Betrachtung der Gesellschaft als Ganzes gekommen. Ich habe angemerkt, dass ich immer sehr skeptisch bin, wenn der Staat durch zentralplanerische Eingriffe versucht, die Wirtschaft in eine Richtung zu lenken. Klar kann man eine Technologie subventionieren, und eine andere besteuern, aber je mehr solcher Eskapaden eine Gesellschaft sich erlaubt, umso mehr wird der Markt verzerrt, und umso mehr komische, unbeabsichtigte, und unerwünschte Nebeneffekte können auftreten.  

 

Dabei ist es essentiell zu verstehen, dass niemand diese negativen Nebeneffekte vorhersehen kann. Der Markt ist so ein komplexes System, dass man schlicht nicht sagen kann, was für Effekte es hat, wenn man hier ein bisschen zieht oder da ein bisschen drückt. Laut einer Studie[3] führt zum Beispiel die Velohelmpflicht in den meisten Fällen zu einer Steigerung der Gesundheitskosten, da insb. Jugendliche oft keine Lust auf Velohelme haben und deshalb weniger Velo fahren, also weniger Bewegung haben, was negative Gesundheitseffekte hat. Ein anderes bekanntes Beispiel ist die Prohibition von Drogen, die stets zu einem dramatischen Anstieg der Kriminalität führt. Diese Beispiele sollen bloss zeigen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass solch radikale Eingriffe in eine der grössten weltweiten Industrien sehr massive unbeabsichtigte Konsequenzen haben werden, die nicht alle positiv sein werden. In Anbetracht der Tatsache, dass es nicht bewiesen ist, dass menschgemachtes CO2 der Haupttreiber des Klimawandels ist, oder dass CO2 Sparen die effektivste Gegenmassnahme dagegen ist[4], muss man diesen wilden politischen Eifer zumindest skeptisch betrachten.

 

Mein Kollege meinte dann, er sähe das Ganze halt ein bisschen wie ein Spiel. Alle versuchen die Regeln so zu beeinflussen, dass sie für sich selbst am besten sind – Firmen, staatliche Apparate, Interessensgruppen, und Individuen. Und er spielt da halt mit und fällt die besten Entscheidungen für sich selbst. Schliesslich kann er alleine die Regeln ja auch nicht ändern. Und momentan sieht er den gesellschaftlichen Trend halt ganz klar in diese Richtung gehen, und darum sah er den Kauf eines Elektroautos auch als die klügste Entscheidung.

 

Natürlich möchte ich weder ihm noch sonst irgendwem einen Vorwurf deswegen machen. Ich finde es sinnvoll und richtig, dass jeder – im Rahmen seines eigenen Gewissens – versucht, sich so gut wie möglich innerhalb der gesellschaftlichen Spielregeln zu positionieren. Man kann die Gesellschaft durchaus mit einem Spiel vergleichen, in dem verschiedene Spieler alleine oder in Teams versuchen, sich in eine bessere Position zu manövrieren. Das interessante dabei ist, dass alle, währendem das Spiel läuft, gleichzeitig die Regeln konstant neu verhandeln und anpassen. Dies ist auch sinnvoll und muss auch so sein, denn die Umwelt verändert sich, und die Regeln müssen der neuen Umwelt angepasst werden können.

 

Man muss jedoch tunlichst darauf achten, dass die Regeln fair bleiben. Menschen haben ein inhärentes Gefühl dafür, ob die Regeln der Gesellschaft fair sind oder nicht. Und wenn die Regeln unfair werden, dann beginnen die Benachteiligten zu murren und spielen vermehrt nur noch widerwillig mit. Präferentielle Gesetze, Sonder-Ausnahmebewilligungen, und individuell angepasste Steuern empfinden die meisten Menschen z.B. als unfair. «Wieso soll dem sein Arbeitsplatz subventioniert werden, und meiner vernichtet? » «Wieso soll ich hohe Steuern zahlen, und die Reichen irgendwelche Steuerschlupflöcher haben? » «Wieso soll meine Pension von der Inflation weggefressen werden, während die ungewählten, verantwortlichen EU-Bürokraten in steuerfreien Zulagen schwimmen?[5] »

 

Perfekt fair sind die Regeln nie, und mangels Alternativen sind die Menschen auch immer bereit, unfaire Regeln zu einem gewissen Grad zu erdulden. Es gibt ja nicht gerade nebenan eine andere Gesellschaft, in der die Regeln so viel fairer wären, oder unendlich viel Platz seine eigene, neue Gesellschaft zu gründen. Werden die Regeln aber zu einseitig, dann weigern sich mehr und mehr Menschen mitzuspielen. Und dieser Umstand ist extrem gefährlich! Denn wenn die Menschen nicht mehr alle in einem gemeinsamen Spiel vereint sind, dann gibt es, wie man so schön sagt, keine Regeln mehr. Und dann geht alles, und das wird meistens sehr schnell sehr hässlich.

 

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    i_am_who_i_am (Samstag, 14 Dezember 2019 19:09)

    Guter Artikel, macht Spass zum lesen.

  • #2

    i_am_who_i_am (Samstag, 14 Dezember 2019 19:10)

    zu lesen ^^

  • #3

    LMAO (Montag, 21 September 2020 20:27)

    "Laut einer Studie[3] führt zum Beispiel die Velohelmpflicht in den meisten Fällen zu einer Steigerung der Gesundheitskosten, da insb. Jugendliche oft keine Lust auf Velohelme haben und deshalb weniger Velo fahren, also weniger Bewegung haben, was negative Gesundheitseffekte hat."

    Dafür sterben aber weniger oder haben schlimme Kopfverletzungen. Aber dass Sie eher die kosten für die Gesellschaft betrachten war mir klar. Auch schlussfolgerst du daraus nicht, dass man Kinder und Jugendliche ermutigen sollte Helme zu tragen und das Schädelbasisbruch uncooler ist als mit einem Helm zu fahren. Du nimmst deren Eitelkeit als gottgegeben und unabänderbar war und begründest darauf die Argumentation.

    Außerdem wurden andere Behautungen aus dieser Studie bereits widerlegt:

    "The effect of helmet use ismost evident in her fig 2, where the increase in the per-centage of cyclists wearing helmets corresponds with adecrease in the percentage of head injuries. The corre-lation coefficient for the percentage helmet use andpercentage head injury is−0.8 for children and−0.9for adults. The correspondingr2of 0.64 for childrenand 0.81 for adults suggests that much of the variationin the percentage of head injuries is explained by hel-met use. Thus, as the proportion of helmeted cyclistsincreases, the proportion of bicycle related headinjuries decreases."

    Die Dame hat mal eben das Gegenteil von dem bewiesen, was sie eigentlich beweisen wollte. Hat mich übrigens 5 Minuten gedauert, Einschätzungen anderer Wissenschaftler über diese Studie zu ergoogeln.

    Bitte hör auf mit Philosophie, Politk- und Sozialwissenschaft. Du kannst es einfach nicht.