Die Gute Seite des Sozialismus

CVP Nationalrat Claude Béglé twitterte in seinen Ferien in Nord Korea über die guten Seiten des Sozialismus. Da fehlen einem die Worte. Hat er das Satellitenbild von 2014 verpasst, in dem Nord Korea in der Nacht nicht einmal vom umliegenden Ozean unterscheidbar war, weil der grösste Teil des Landes keine Stromversorgung hat? Hat er vielleicht nicht mitbekommen, dass Jungen, die aus Nord Korea flohen, aufgrund von chronischer Unterernährung im Schnitt 10cm kleiner und 11kg leichter sind als ihre südkoreanischen Altersgenossen? Hat er noch nie davon gehört, dass menschenrechtsverachtende Despoten gerne prunkvolle Vorzeigebauten und schön gepflegte Vorzeige-Menschen haben, mit denen sie der Welt demonstrieren möchten, wie toll es in ihrem Land ist?

 

"Menschenrechtsverachtende Despoten haben gerne prunkvolle Vorzeigebauten und schön gepflegte Vorzeige-Menschen um der Welt zu demonstrieren wie toll es in ihrem Land ist."

 

 

 

Vielleicht sollte er sich in seinen nächsten Ferien einmal den Gulag Archipel von A. Solschenizyn zu Gemüte führen. Solschenizyns Kritik der Stalinistischen Diktatur war dermassen vernichtend, dass viele Sozialisten und Kommunisten im Westen nach dem Erscheinen des Gulag Archipel im Jahr 1973 begannen, sich vom Modell der Sowjetunion oder vom Sozialismus als Ganzes abzuwenden. In diesem schauerlichen Werk würde er jedenfalls genügend Beispiele des oben genannten gefälschten Vorzeige-Wohlstands finden.

 

Zum Beispiel die Geschichte der Kadenko Gruppe, die als Besatzung eines Sowjetischen Zerstörers in Schweden in Kriegsgefangenschaft geriet. Nach ihrer Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurden die Besatzungsmitglieder in der Sowjetunion einer nach dem anderen für Anti-Sowjet-Hetze verurteilt, weil sie erzählten, wie gut und reichlich sie selbst als Kriegsgefangene im kapitalistischen Schweden essen konnten. Als Schwedische Journalisten allerdings von ihrem Schicksal erfuhren und ihre Behandlung durch die UdSSR in Schwedischen Zeitungen heftig kritisierten, wurden sie alle aus ihren respektiven Arbeitslagern herausgerissen, zwei Monate lang gemästet, anständig frisiert und gekleidet, und an eine Pressekonferenz geschifft. Dort logen sie den Schwedischen Journalisten das Blaue vom Himmel herunter, wie toll ihr Leben in der Sowjetunion sei und wie es ihnen ein persönliches Anliegen war, sich gegen diese skandalöse Verunglimpfung der Sowjetunion zu äussern. Ein persönliches Anliegen war es ihnen wohl, weil sie für jeden falschen Pieps sicher eine Verdopplung ihrer Gefangenschaft, oder sogar eine Kugel in den Kopf gekriegt hätten. Nach dem Interview wurden sie wieder gepackt, kahlgeschoren, und zurück in die Arbeitslager geworfen. Aber das Ziel war erreicht. Die Schwedischen Journalisten reisten zurück nach Schweden, wo sie ihre Entschuldigung schrieben. Sie konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen, was in Wirklichkeit in der UdSSR vor sich ging.

 

"Der Sozialismus hat auch eine gute Seite. Dies ist die Seite auf der sich z.B. Kim Jong-Un und seine hohen Parteifunktionäre befinden."

 

 

 

Allerdings hat Herr Béglé schon recht, der Sozialismus hat auch eine gute Seite. Dies ist die Seite auf der sich z.B. Kim Jong-Un und seine hohen Parteifunktionäre befinden. Luxuriös essen, in Luxusautos oder einem gepanzerten Privatzug reisen, und ein Skiresort für 34 Mio. USD bauen. Da scheint die Welt doch ganz in Ordnung zu sein, zumindest für die "one-percent".


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Kommentare: 1
  • #1

    its_a_me_ (Samstag, 27 Juli 2019 11:06)

    Warum stand im Sozialismus der Mensch im Mittelpunkt?

    Damit er von allen Seiten gleichmäßig ausgebeutet werden konnte ...